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Das Joseph-Lange-Schützenarchiv

„Die Idee es jot, Majestät, ävver wä soll dat bezahle?“. Diese Frage stellte Oberbürgermeister Frings dem amtierenden Schützenkönig Joseph Lange bei der Übergabe seines Königsgeschenks im Jahr 1960. Lange überreichte dem Neusser Bürger-Schützen-Verein ein kleines, in Blei gefasstes Buntglasfenster, auf dem sein persönliches Wappen und sein Königsorden zu sehen sind sowie eine Widmung. (Bild?) Als Neusser mit Leib und Seele hegte er bereits früh den Wunsch, den Schützen und ihrer Geschichte einen Raum zu geben. Sein Fenster sollte dafür den Anstoß geben, doch es sollten noch über vierzig Jahre vergehen, bis seine Idee Gestalt annehmen sollte. Joseph Lange, der 1911 in Neuss geboren wurde, widmete sich sein Leben lang passioniert der Erforschung der Geschichte seiner Heimatstadt Neuss. (Foto Lange) Im Jahr 1961 wurde ihm der Aufbau des Neusser Stadtarchivs hin zu einer eigenständigen Institution übertragen. Nun begann er, systematisch die Bestände zu erweitern. Die bisherigen Räumlichkeiten boten schon bald keinen Platz mehr, ein eigener Bau musste her. Im Jahr 1967 zog das Stadtarchiv also um an die Adresse auf der Oberstraße, wo es sich heute auch noch befindet. Doch nicht nur die Stadtgeschichte, auch die Schützengeschichte lag ihm als begeistertem Schützen am Herzen.

 

Neben den üblichen Beständen eines kommunalen Archivs, die sich aus Archivbeständen der städtischen Ämter, Dienststellen und Einrichtungen, von örtlichen Vereinen, aus der Wirtschaft oder Privatpersonen zusammensetzen, legte Joseph Lange eine umfangreiche Sammlung zur Neusser Schützengeschichte an. Bis 1978 leitete er das Stadtarchiv, doch an Ruhestand war danach längst nicht zu denken. Er betrieb weiter stadtgeschichtliche Forschung und veröffentlichte zahlreiche Publikationen, sein Buch „Bürger und Bürgerssöhne“ aus dem Jahr 1973 wurde anlässlich des 175-jährigen Bestehens des Neusser Bürger-Schützen-Vereins überarbeitet, erweitert und bietet bis ins Jahr 1998 einen anschaulichen Überblick über die Neusser Schützengeschichte. Seinen Traum von einem Haus für die Schützen hatte er längst nicht abgeschrieben. Dass im Jahr 2000 schlussendlich die Stiftung Rheinisches Schützenmuseum mit dazugehörigem Schützenarchiv gegründet wurde, ist also vor allem dem Namensgeber Joseph Lange selbst zu verdanken, denn er legte über Jahrzehnte eine bedeutende private Sammlung von Dokumenten und Fotos an, die bei der Eröffnung des Schützenmuseums im Jahr 2004 als „Sammlung Lange“ den Kernbestand des Archivs bildete. In dieser über gut fünf Jahrzehnte zusammengetragenen Sammlung befinden sich wertvolle Schriftstücke, Protokollbücher und Bilddokumente, die einen tiefen Einblick in die Geschichte des Neusser Schützenwesens ermöglichen.

 

Seit 2004 ist die Sammlung des Schützenarchivs um ein Vielfaches angewachsen. Den größten Bestand bildet das Archiv des Neusser Bürger-Schützen-Vereins seit 1948. Waren es vor hundert Jahren noch handschriftliche Protokolle, die oft nur wenige Seiten umfassten, sind es heute fast ein Dutzend Aktenordner im Jahr, die ins Archiv wandern. Ein Zeichen dafür, dass Organisation und Durchführung des Schützenfestes immer mehr Zeit und Engagement Anspruch nehmen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das Schützenfest in den letzten Jahrzehnten immer größer wurde und zunehmend auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Stadt darstellt. Die Sammlung des Schützenarchivs umfasst alles, was mit dem Schützenwesen in Verbindung steht: Protokollbücher und Chroniken, einzelne Fotos oder ganze Fotoalben, Programmhefte und Plakate, Zeitungsausschnitte und Zeitungsbeilagen sowie unzählige weitere Schriftstücke. Und obwohl der Sammlungsschwerpunkt des Hauses mit Sitz in Neuss auf dem Stadtgebiet, allen Stadtteilen und dem Rhein-Kreis Neuss liegt, richten wir als Rheinisches Schützenmuseum und Schützenarchiv den Blick auf das gesamte Rheinland und alle Facetten des Schützenwesens. So finden sich bei uns beispielsweise auch Bestände aus Mönchengladbach und Düsseldorf oder vom Rheinischen Schützenbund.

 

Die gesamte Sammlung des Schützenarchivs ist aktuell in rund 160 Bestände gegliedert. Neben der Sammlung Lange und dem Archiv des Neusser Bürger-Schützen-Vereins befinden sich darunter viele Zugnachlässe. Diese Unterlagen, die neben den üblichen Dokumenten wie Kassenberichten oder Versammlungsprotokollen auch selbst erstellte Chroniken, Berichte von Zugausflügen und Fotos beinhalten, lassen oft auf ein reges und interessantes Zugleben schließen. Eine große Mediensammlung mit über 15.000 Fotos, aber auch Dias und Filmen gibt schöne Einblicke in Schützenfeste der letzten Jahrzehnte.

 

Mehr als 40 persönliche Nachlässe und Sammlungen ergänzen den Archivbestand. Diese umfassen zumeist Fotoalben, persönliche Erinnerungen und Aufzeichnungen. Eine umfangreiche Sammlung von Zeitungsberichten, Korpszeitschriften, Festschriften und Programmheften lädt zum Stöbern ein. Seit einigen Jahren befindet sich das Archiv der Neusser Schützenlust, welches laufend ergänzt wird, im Schützenarchiv. Einen weiteren wichtigen Korpsbestand bildet das Archiv der Schützengilde Neuss, das anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schützengilde im Jahr 2011 an das Schützenarchiv übergeben wurde. Es wird hier von ehrenamtlichen Schützen der Schützengilde mitbetreut, die beispielsweise die Digitalisierung und Verzeichnung unterstützen. Aber nicht nur das Schützenarchiv leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Gedächtnisses des Schützenwesens, denn auch einige Korps haben ihre eigenen Korpsarchive. Dort werden von engagierten und meist ehrenamtlichen Schützen Dokumente und Unterlagen, Bildmaterial oder auch Objekte zusammentragen, digitalisiert und aufbewahrt. Diese Korpsarchive sind in mehrfacher Hinsicht eine Bereicherung, denn sie erfüllen nicht nur eine wichtige Arbeit mit dem Erhalt der Archivalien und Objekte, sondern sie sind weitere kompetente Ansprechpartner, wenn es um die korpseigene Geschichte geht. Und seien wir mal ehrlich, die räumlichen Kapazitäten im Schützenarchiv und im Haus Rottels sind leider begrenzt, da machen ausgelagerte und vor allem nach Korps sortierte Archive durchaus Sinn. In den vergangenen Jahren gab es bereits erste Zusammenarbeiten mit den Korpsarchivaren und für die Zukunft sind Ausbau und Festigung dieser geplant, denn davon profitieren alle Seiten. Auch die Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv bildet einen wichtigen Grundstein der Arbeit des Schützenarchivs, denn das Stadtarchiv bewahrt die Geschichte der Stadt Neuss und ist somit wichtiger Treiber der Geschichtsschreibung und vor allem der Wahrung des kollektiven Gedächtnisses. Neben den klassischen Aufgaben eines Archivs – nämlich Bildung, Erschließung, Verwahrung und Pflege der Archivbestände sowie Informations-, Beratungs- und Benutzerdienste -  gehören auch Forschung und Vermittlung zu den Kernaufgaben. Dazu zählen Publikationen, Vorträge und Ausstelllungen, archivpädagogische Programme und die Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen und Institutionen.

 

Durch Zusammenarbeit und Unterstützung seitens des Stadtarchivs werden Forschung und Vermittlung durch das Schützenarchiv möglich gemacht. Das Schützenarchiv ist übrigens ein öffentliches Archiv und steht jeder Person zur Recherche frei zur Nutzung zur Verfügung – am besten nach vorheriger Anmeldung. Es unterliegt der Wahrung der aktuellen archiv-und persönlichkeitsrechtlichen gesetzlichen Bestimmungen. Die Kombination aus Museum und Archiv hat sich in den letzten Jahren als äußerst fruchtbar erwiesen. Neben wechselnden Ausstellungen im Haus entstehen auch immer wieder gemeinsame Projekte, beispielsweise die Erstellung von Festschriften anlässlich eines Jubiläums. Zahlreiche Anfragen zu Führungen zeugen von regem Interesse an der Schützengeschichte. Und die Beteiligung an diversen Kulturprogrammen (Tag der Archive, internationaler Museumstag oder Kulturnacht) ermöglichen es, beide Bereiche des Hauses zu präsentieren.

Kontakt

 

Rheinisches Schützenmuseum Neuss

Oberstraße 58–60
41460 Neuss

Tel.: 02131 / 904 144
Fax: 02131 / 524 26 67

Dr. Britta Spies
Museumsleitung
E-Mail: schuetzenmuseum@aol.com

Malaika Winzheim M.A.

Archivleitung

E-Mail: schuetzenarchiv@aol.com

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